Lauenburg/Elbe Einmaliger Kunstpfad auf dem Lauenburger Friedhof

„Rückzug“ – eine Installation aus Bronze bei den Kindergräbern. Copyright:

Eine Oase mitten in der Stadt – so versteht sich der Lauenburger Friedhof. Ein Ort zum Trauern und ein Ort der Begegnung. Und nun auch ein Ort der Kunst. Neun Skulpturen der in Lauenburg geborenen Künstlerin Edith Breckwoldt (1937 – 2013) wurden als erster Teil eines Kunstpfades installiert. Teils laufen die Besucher bei diesem Pfad – dem Trauerpfad - über Tonscherben, Steine, Sand, Bohlen und Schotter. „Sie erleben so den Prozess des Trauerns, der sich mit den Phasen der Verarbeitung wandelt, mit“, sagt Friedhofsverwalter Bernd K. Jacob.  „Weitere Skulpturen befinden sich der Maria-Magdalenen-Kirche und eine an der Kindertagesstätte“. Edith Breckwoldt durchlief eine relativ kurze Schaffenszeit – die Zeit ihrer Krebserkrankung.

Die Künstlerin war die Tochter eines Reeders in Lauenburg und zog der Liebe wegen nach Hamburg. Sie beschäftigte sich seit den 1990er Jahren mit Kunst und schuf erste Skulpturen, meist mit den Themen Gemeinsamkeit und Frieden. Durch den Kunstpfad kommt die Lauenburgerin nun also wieder nach Hause. Ihre Werke befanden sich seit ihrem Tod in Privatbesitz; im Jahr 2017 nahm die Stadt Lauenburg die Skulpturen aus Bronze und Aluminium auf Bitte der Hamburger Breckwoldt-Stiftung in ihre Obhut und ließ in enger Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde, dem Friedhof, der Breckwoldt-Stiftung und der Bürgerstiftung „Pro Lauenburg“ die Skultpuren aufarbeiten. Fundamente für die Kunstwerke wurden auf dem Friedhof gegossen und auch ein altes Grabfeld extra für die Skulptur „Gemeinsam“ neugestaltet. Weitere Namen sind „Stärke“, „Vertrautheit“, „Rückzug“, „Neigung“, „Einssein“ und der Leidenpfad mit „Lebenskampf“, „Der Schrei nach Erlösung“, „Kampf“ und „Fesseln“. Rosenkugeln der Borstorfer Kalligrafin Heidrun Kuretzky ergänzen den Kunstpfad.

„Der Slogan des Friedhofes lautet „Mitten im Leben“. Das spiegelt der Kunstpfad wider – Kunst ist auch eine Form der Trauerbewältigung“, erklärt Bernd K. Jacob. Der Pfad sei so angelegt, dass die Blickachsen den Besucher leiten – zum Beispiel von der Friedhofskapelle zum Brunnen.

Der Kunstpfad ist nicht die erste außergewöhnliche Einrichtung auf dem evangelischen Friedhof – hier finden auch Konzerte und Filmvorführrungen statt, es gibt Führungen, eine Boule-Bahn und auch eignen Honig. „Nicht alle sind immer mit allem einverstanden“, sagt Jacob. „Kritik gab es zum Beispiel an den Führungen – verständlich, wenn jemand in seiner Trauer nicht gestört werden möchte. Wir nehmen jede Kritik zum Anlass, gegebenenfalls nachzubessern und umzudenken“. Doch bei den meisten Menschen komme das außergewöhnliche Konzept gut an – so wurde der Lauenburger Friedhof auch für den TASPO-Award, das Bambi der „grünen Branche“, in Berlin nominiert - und hat ihn am 26. Oktober 2018 gewonnen.

Hintergrund:

Der Lauenburger Friedhof umfasst ein fünf Hektar großes Gelände, auf dem neben den 3984 Grabstellen viel Grün und Bunt zu finden ist. Verschiedenste Bestattungsarten werden angeboten und der Friedhof versteht sich als kulturelles Forum, mitten in einem Ort für Trauer, Hoffnung, Liebe und Erinnerung. Mitten im Leben, mitten in Lauenburg/Elbe.

Die nächsten Termine

13. November 2018, 17 Uhr
Taschenlampenführung mit dem Nachwächter Horst Eggert. Die Skulpturen von Edith Breckwoldt werden gedeutet in ein mystisches Licht gehüllt. Kinder sind herzlich willkommen, Treffpunkt ist an der Auferstehungskapelle.

16. November 2018, 15.30 bis 18 Uhr
Info-Veranstaltung und Workshop der Familienbildungsstätte Lauenburg: Wie gehe ich mit einer Todesnachricht um und wie kann ich angemessen kondolieren? Mit Marion Pichinot, Teilnahmegebühr sieben Euro. Treffpunkt ist an der Auferstehungskapelle. Eine Wiederholung ist für den 15. März 2019 geplant.

 

Friedhofsverwalter Bernd K. Jacob an der Skulpur „Gemeinsam“, um die herum eine neue Anlage im Entstehen ist.

Eine Achse des Friedhofs: Die Skulptur „Einssein“ hat die Kapelle im Blick.